Hessisches LSG – L 1 VE 4/20 – Urteil vom 21.10.2021 Der Begutachtung nach dem Schwerbehindertenrecht und nach dem Sozialen Entschädigungsrecht ist immer der aktuelle anerkannte Stand der Wissenschaft zugrunde zu legen. Dafür ist die ICD-11 beachtenswert. Sie ist als Klassifikations- und Diagnosesystem zwar noch nicht verbindlich, enthält aber gleichwohl gebündelt den aktuellen, international anerkannten…
Kategorie: Entscheidungen
Keine Anrechnung der Unfallrente auf Berufsschadensausgleich
Bundessozialgericht – B 9 V 1/20 R – Urteil vom 10.06.2021 Eine private Unfallrente mindert nicht den schädigungsbedingten Einkommensverlust nach einem tätlichen Angriff i.S.d. Opferentschädigungsgesetzes und damit auch nicht den Berufsschadensausgleich, solange die private Unfallrente nicht mit Einkünften aus einer früheren Erwerbstätigkeit des Opfers erwirtschaftet wurde, sondern wie hier die Versicherungsbeiträge von dem Ehmann des…
Versorgung für Geburtsschäden eines Kindes einer Soldatin
Bundessozialgericht – B 9 V 1/19 R – Urteil vom 30.09.2021 Die Soldatenversorgung kann auch Geburtsschäden des Kindes einer Soldatin umfassen, die auf Behandlungsfehler ziviler, von einem Truppenarzt hinzugezogener Ärzte zurückzuführen sind. Voraussetzung ist dabei eine Wehrdienstbeschädigung der Mutter; eine Schädigung allein des Kindes genügt nicht. Liegt bei der Mutter des Kindes eine Wehrdienstbeschädigung wegen…
Versorgungsärztliche Heilbehandlung i.d.R. wie bei gesetzlich Versicherten
Landessozialgericht München – L 20 VU 2/19 – Beschluss v. 26.02.2021 Beschädigte erhalten Heilbehandlung für Gesundheitsstörungen, die als Folge einer Schädigung anerkannt oder durch eine anerkannte Schädigungsfolge verursacht sind; sind sie schwerbeschädigt (GdS mindestens 50), besteht auch ein Anspruch auf Heilbehandlung wegen schädigungsfremder Gesundheitsstörungen. Der Umfang der Heilbehandlung, der zahnärztliche Behandlung und Zahnersatz umfasst, entspricht…
OEG-Entschädigung für Schockschaden
LSG Niedersachsen-Bremen – L 10 VE 79/17 – Urteil vom 17.12.2020 Auch Sekundäropfer sind in den Schutzbereich des § 1 Abs. 1 OEG einbezogen. Das setzt u.a. voraus, dass diese durch Wahrnehmung einer unmittelbaren Schädigung eines Dritten oder eine sonstige Kenntnisnahme davon (hier Nachricht der Tötung des Vaters durch den Bruder) geschädigt worden sind (hier…
Keine OEG-Entschädigung bei Missachtung von Terror-Warnungen im Ausland
Landessozialgericht Baden-Württemberg – L 6 VG 2770/20 – Urteil vom 18.02.2021 § 3a Abs. 1 OEG begründet u.a. für Deutsche einen Entschädigungsanspruch, die infolge einer Gewalttat im Ausland eine gesundheitliche Schädigung im Sinne von § 1 Abs. 1 OEG erleiden. Eine Entschädigung ist aber ausgeschlossen, wenn das Opfer sich der Gefahr einer Gewalttat bewusst oder…
Keine OEG-Leistung bei Drohung
Bundessozialgericht – B 9 V 42/20 B – Beschluss vom 04.02.2021 Ein tätlicher Angriff i.S. des Opferentschädigungsrechts setzt eine unmittelbar auf den Körper eines anderen abzielende, gewaltsame physische (körperliche) Einwirkung voraus. Die bloße Drohung mit einer Gewaltanwendung oder Schädigung reicht dagegen nicht aus. Ebenso wenig genügt eine objektive Gefährdung des Lebens oder der körperlichen Unversehrtheit…
Keine OEG-Entschädigung bei Suizid
Bundessozialgericht – B 9 V 26/20 B – Beschluss vom 26.01.2021 Ein in Anwesenheit eines Dritten durchgeführter Suizid erfüllt nicht die Voraussetzungen des § 1 OEG; der Dritte hat keinen Entschädigungsanspruch. Die einem Angriff innewohnende Feindseligkeit manifestiert sich maßgeblich durch die vorsätzliche Verwirklichung einer Straftat, indes ist ein Selbstmord nicht strafbar. Darüber hinaus fehlt es…
Nasciturus nicht vor Alkoholabusus i.S.d. OEG geschützt
Bundessozialgericht – B 9 V 3/18 R – Urteil vom 24.09.2020 Ein Kind hat keinen Anspruch nach dem OEG, wenn es dadurch an Gesundheitsstörungen leidet, dass seine Mutter während der Schwangerschaft Alkoholabusus betrieben hat. Zwar sind Personen, die zum Zeitpunkt der Gewalttat noch nicht geboren sind, aber nach ihrer Geburt unter den gesundheitlichen Folgen der…
Heilungsbewährung nach Lungen-Karzinoid beträgt 5 Jahre
SG Magdeburg – S 3 SB 119/17 – Urteil vom 26.02.2021 Im März 2011 haben sich die versorgungsmedizinisch tätigen Leitenden Ärzte der Länder und der Bundeswehr in einem Arbeitskompendium darauf verständigt, die Bewertung von Karzinoiden auch bei anderen Lokalisationen als im Darm nach den verbindlichen Vorgaben der VMG Teil B Nr. 10.2.2 zu richten, so…